Die Sache mit dem Hornhals...

Es gibt viele sehr aufschlussreiche, manchmal hochwissenschaftliche Artikel über die Berechnungen, Öffnungsformen und Länge eines Basshorns. Dabei geht man sehr ausführlich auf die Funktion und Form des Hornmundes ein. Was ich persönlich bisher in der einschlägigen Fachliteratur vermisst habe ist die ausführliche Beschäftigung mit der wichtigen Frage: Welche bekannten Formen eines Hornhalses gibt es, und wie wirkt sich die Geometrie verschiedener Konstruktionen auf die Qualität der Schallkompression aus?

Zwar wird in vielen Veröffentlichungen auch die Wirkung der Vorkammergröße erörtert, bzw. der Einfluss der Druckkammerfläche im Verhältnis zum Chassis-Durchmesser auf den Wirkungsgrad beschrieben, aber die korrekte Konstruktion dieses wichtigen Anfangsbereiches des Horns wurde in der Untersuchung etwas vernachlässigt. Aus den Schallmessungen mancher Konstruktionsversuche wage ich zu behaupten, dass manche Überhöhung oder Senke im Schallamplitudenfrequenzgang auch auf die Wahl einer ungünstigen Hornhalskonstruktion zurückzuführen ist!

Ich habe hier nun einfach einmal den Versuch unternommen, die mir bekannten Bauformen eines Hornhalses, sowie deren Vor – und Nachteile auf die Qualität der Schallführung im Horn darzustellen. Natürlich habe ich diese Erkenntnisse nur aus praktischen Versuchen bzw. Schallfrequenzmessungen im Hörraum gewonnen. Vielleicht liest ein kompetenter Ingenieur mit entsprechendem theoretischen Wissen diese Darstellung und könnte sie physikalisch-mathematisch untermauern!

  1. Trichterkompression
    • Vorteile:
      • Geeignet für frontloaded und backloaded Bass-Hörner.
      • Symmetrische Halsverengung für geringe Reflektionen.
      • Bei günstiger Wahl der Hornhalsfläche = kaum Verzerrungen
    • Nachteile:
      • Bedingt durch die Trichterform: relativ große Vorkammer mit Tiefpassfunktion, also nicht immer ideal für Fullrangesysteme.

  2. Zweiwegkompression
    • Vorteile:
      • Besonders geeignet für backloaded Bass-Hörner.
      • Durch Trennung der Kompressionswege: keine Torkelbewegung der Membran, also verzerrungsarm.
      • Durch kleine Druckkammer: sehr gut geeignet für manche Fullrangesysteme
    • Nachteile:
      • keine

  3. Einwegumlenkkompression
    • Vorteile:
      • Günstige Form zur Aufteilung des weiteren Hornverlaufs- meist verwendete Form bei backloaded Bass-Hörnern.
    • Nachteile:
      • Bei zu geringem Abstand der Reflektionswand wird der Schall zurückreflektiert und es gibt Auslöschungen und deutliche Verzerrungen.
      • Bei großen Membranen (ab 6“) =Torkelbewegung und Klirr bei größerer Lautstärke durch unsymmetrische Kompression

  4. Zweiwegumlenkkompression
    • Vorteile:
      • Günstige Konstruktion zur Einbeziehung der Rückkammer und kompakter Bauform bei frontloaded Bass-Hörnern.
      • mit allen Vorteilen der getrennten Kompressionswege
      • Bewährte Konstruktion bei Eckhörnern
    • Nachteile:
      • Nicht geeignet für backloaded-Bass-Hörner

Fazit: Es ist eigentlich verwunderlich, warum ausgerechnet die ungünstigste Hornhalsvariante (Einwegumlenkkompression) bei den beliebten backloaded Bass-Hörnern am häufigsten nachgebaut wird. Man sollte bei einer Neukonstruktion doch lieber auf eine der beiden Konstruktionen mit Symmetriewirkung zurückgreifen. Vielleicht kann ich mit diesem Erfahrungsbericht dazu beitragen, hier weniger Probleme zu bekommen.

Hornhals Vorkammertyp Skizze

(zum Vergrößern, auf das Bild klicken oder das PDF öffnen.)

Über jede Rückmeldung freut sich:
Basshornfan Ekkehard (Kontakt: info [at] ryboxhorn [dot] de)